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Holzauswahl

Auf dieser Site gehe ich auf die Rohholzauswahl ein.

Wenn ich hier von Holzauswahl spreche, begrenze ich mich auf die Beschreibung der von mir bearbeiteten Hölzer: Fichte und Bergahorn. Beide Hölzer wurden seit Jahrhunderten im Instrumentenbau verwendet und sind in unseren heimischen Wäldern anzutreffen. Ich verzichte Bewußt auf die botanische Beschreibung, dazu verweise ich gerne auf die im Internet vielfach anzutreffenden Holzlexikas. Es stellt sich vielmehr nun die Frage, welche Bäume sind geeignet und welche nicht? Woher bekommt man solch ein Holz? In welchen Mengen? Folgend Bilder vom professionellen Holzbetrieb:

Holztransport in Kanada
Nordamerikanischer Riegelahorn Riegelahornbrett

Wo wächst so ein Holz?

Das seit Jahrhunderten traditionell verwendete Fichtenholz stammt aus den Gebirgswäldern Zentral- und Westeuropas. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Jura bis zu den Rumänischen Karpaten (Frankreich, Schweiz, Österreich, Italien, Deutschland, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Polen, Rumänien, Russland, Ukraine).

Die günstigsten Lagen für das Klangholz
· befinden sich im Gebirge (reduzierte Wachstumsgeschwindigkeit und geringer Spätholzanteil)
· gewährleisten eine regelmäßige Wasserzufuhr während der Vegetationszeit (regelmäßiges Wachstum)
· sind mehr oder weniger windgeschützt (kein Druckholz, keine Risse oder Harzgallen)
· sind nicht allzu steil (kein Druckholz)

Die für das Wachstum des Klangholzes günstigste Höhenlage hängt vom Klima und von der Topografie ab.
· Italienische Südalpen: von 1000 bis 1300 m
· Oberbayern, Nordalpen: von 800 bis 1300 m
· Schweizer und französischer Jura: von 1000 bis 1300 m
· Karpaten und Böhmen: 800 - 1200 m
· Erzgebirge 650 bis 900 m

Wertholz Stammware Auswahl besonders schöner Stammstücke Dieses schöne Stück Fichte ist bestens geeignet

Wer verkauft Holz?

Natürlich darf man nicht einfach in einen Bergwald gehen und einen Baum fällen, in Deutschland (im europäischen Nachbarraum wird es wohl ähnlich sein) gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen kann man direkt zum Erzeuger gehen (Forstwirt) oder zu einem Händler, den das gewünschte Sortiment bereits eingekauft und sortiert hat (Großhändler). Der Holzanbau (die Erzeugung) ist vielfach in staatlicher Hand, Forstämter verkaufen das Holz. Sind die Wälder in privatem Besitz, haben sich die Waldbauern oft in Waldbauernvereinigungen zusammengeschlossen welche das Holz verkaufen. Großhändler beziehen von diesen das Holz.

Die Waldwirtschaft ist normalerweise saisonal und der überwiegende Holzhandel findet im Winterhalbjahr statt, weil in dieser Zeit die normale Erntewirtschaft ruht und der Bauer tradtitionsgemäß Holz einschlägt. Holzpreise für verschiedene Gebrauchsqualitäten halten sich in einem engen Band. Forstämter ermitteln Durchschnittspreise welche dann sich kaum ändern. So verkauft sich jede Menge Holz normaler Qualität über das Jahr hinweg. Preise direkt vom Erzeuger sind natürlich günstiger, als vom Großhändler. Dieser stellt aber Durch seine Dienstleistung auch wiederum einen Wert dar (Sortierung, Transport, Sägwerk usw.)

Neben dem Direktkauf, kann man auch bei Wertholzversteigerungen Stammholz kaufen. Stellt sich ein Stamm nämlich als besonders gut heraus, versuchen die Forstämter oder Waldbauernvereinigungen durch Versteigerung der Einzelstämme einen höheren Preis zu erzielen. Hierzu werden zumeist im Frühjahr an großen Holzsammelplätzen oftmals mehrere Hundert Einzelstämme zusammen aufgereiht und nummeriert. Gewerbliche Großabnehmer erhalten auf Anfrage Listen, auf welchen die Stammnummer, die Holzart, die Abmessungen und die Qualität vermerkt ist. Der Interessent bietet insofern, als dass er eine Gebotsaufstellung abgibt worauf er vermerkt, welchen Preis er pro Festmeter Holz bereit ist zu bezahlen. Diese Listen müssen bist zum Stichtag der Submission in einem Briefumschlag verschlossen eingegangen sein. Zur Gebotseröffnung werden dann die jeweiligen Gebote zur Stammnummer verglichen und derjenige erhält den Zuschlag, der den höchsten Preis dafür bezahlen wollte. Eine nachträgliche Gebotserhöhung ist nicht möglich.

Polder mit Geigenholz Nadelholz auf der Holzsubmission

 

 

Wirtschaftliche Gesichtspunkte/Kosten

Holzerstehung
Für bayrische Bergfichte
als Tonholz beim Großhändler: z. Zt. 500-1100 €/m³
als Wertholz vom Erzeuger: z. Zt. 40-500 €/m³

Holzrücken/Transport
Je Stamm (bei geringer Anzahl) 50-80€

Holzsägen
Oftmals pro m³ berechnet, vorher ausmachen, ansonsten je Stunde an der Blockbandsäge zwischen 45-80€

Ausbringung
(eine interessante Vergleichszahl aus einer kanadischen Studie)

Holzart Stammkosten Volumeneinheit Ausbringung
Sitka Fichte 700-800$/m³ 1 m³ 150-200 Decken
Allgemeine Fichte 170-250$/m³ 1 m³ 60-80 Decken

Nach welchem Baum Ausschau halten?

Alter:
Alter mindestens 120-150 Jahre, besser 250 Jahre. Spätholzanteil gleichmäßig und gering. Durchmesser des Stammes ab 60 cm. Abhängig von der Verschnittmenge, benötigt man für große Gitarrendecken per Radialschnitt Stammdicken ab 85-90 cm.

Aufbau :
Stammteil gilt dann als verwendbares Tonholz, wenn es mindestens 5m über dem Boden wuchs. Stämme möglichst astfrei. Laut TLG der DDR durften sich in der besten Qualität (K1) pro 2 Metern Länge keine Äste befinden. Schnittfläche nach Astenden untersuchen, evtl. Hinweise auf Wertholzastung.
Abstand der Jahresringe zwischen 1-1,5mm für Spitzenqualität. Gleichmäßigkeit zwischen Früh- und Spätholz, d.h. die Abstände zwischen den Jahresringen sind gleichmäßig.

Farbe :
Möglichst weiß und spiegelnd glänzen. Keine farbigen Veränderungen.

Fällung:
Das Holz soll mondgerecht im Dezember-Neumond gefällt werden. Man erzählt, dass mondgerecht geschlagenes Holz, welches hangabwärts liegend bis zum Frühjahr gelagert wurde besonders gut sei. Wartet man, bis der Baum versucht neue Triebe aufzubauen und dann erst die Äste absägt, soll man einen entfeuchteten und entharzten Baumstamm haben, welcher besonders gut klingt.

Unter der Rinde:
Ebenfalls ein Qualitätskriterium ist die Struktur des Stammes unter der Rinde. Kleine narbenartige Riefen deuten auf steifes, gutes Tonholz hin. Oftmals haben solche Stämme auch regen Haselwuchs.

Auf was muss man aufpassen?

Folgende Holzfehler schränken die Verwendbarkeit zu Tonholz sehr stark ein:

Astigkeit : Tonholz muss astfrei sein! Kleine Knoten und Ästchen dürfen sich dort befinden, wo diese nach dem Gebrauchszuschnitt wegfallen. Es ist aber darauf zu achten, dass das ausweichende Wachstum der Holzfasern um die Fehlstellen nicht zu groß ist.

Drehwuchs : Verändert sich die Wachsrichtung statt gerade vom Boden zur Spitze so, dass die Fasern, ähnlich einem Gewinde einer Schraube, nach oben folgen, so spricht man von Drehwuchs. Sehr gut erkennbar bei entrindeten Fichtenstämmen (natürliche Holzrisse beobachten). Das so gewachsene Holz hat Spannungen im Wuchs erzeugt und kann durch spalten und langes Lagern nicht beruhigt werden. Es "wirft" sich. Geschnittene und gehobelte Flächen solchen Holzes haben viel mehr Fasern angeschnitten als gerade gewachsenes Holz.

Schäden durch menschlichen Eingriff : Der wohl am ärgerlichste Fehler heißt Nagel oder Stacheldraht! Trifft das Sägeblatt auf ein eingewachsenes Stück Stahl, verliert die Säge sofort ihre Schärfe! Meistens hört man den Sägewerker stark fluchen, dann muss ein neues Blatt geschärft und montiert werden. Je nach Beschädigung verlangt der Säger z.B. pro Nagel 35-70€!

Unregelmäßige Jahresringe : Normalerweise soll über 75% der Tonholzfläche der Wuch der Jahresringe gleichmäßig sein. Stark unterschiedliches Wachstum lässt das Holz werfen und es verzieht sich. Holz mit unregelmäßigen Jahresringen ist abzulehnen.

Exzentrischer Wuchs : Baut ein Baumstamm seine Jahresringe nicht gleichmäßig Schicht für Schicht um den Stammittelpunkt auf, sondern sind die Schichtdicken auf einer Seite wesentlich dicker als auf der anderen Seite, so ergibt sich ein exzentrischer Wuchs. Erkennen kann man dies am leicht ovalen Stammquerschnitt und daran, dass die weiten Jahresringe meist sehr hart und spröde sind (Rotholz). Es wird sich stark werfen und es reißt leicht. Exzentrischer Wuchs tritt häufig bei Bäumen auf, die einseitig starkem Wind ausgesetzt waren oder schief standen.

Wetterschäden : Wird der Baum bei Unwettern duch Blitz, starken Frost (Wundholz) oder starken Wind (Bruch) beschädigt und der Baum kann die Wunden "umschließen", wirken diese Wuchsveränderungen stark störend auf die Tonholzqualität.

Harzgallen : Nicht bei Harthölzern, kaum bei Tannen, stark aber bei Fichten. Das sind kleine "Harzseen" entlang den Jahresringen. Trocknen oder leeren sich diese Stellen, bleiben Hohlräume, die das Holz schwächen und die Tonübertraung behindern. Sich leerende Harzgallen verstopfen in windeseile Sägeblätter!

Farbveränderungen des Kerns : Befinden sich bei einigen Baumarten die Holzzellen nicht mehr im direkten Nährstoffluss, so verändert sich die Färbung des Kerns (Buche, Esche). Neben diesen ungefährlichen Arten, bedrohen Farbveränderungen durch Fäulnis die Holzqualität beträchtlich. Fichte wird oft duch Rotfäule angegriffen. Die sonst hellen Fühholzanteile der Jahresringe werden rötlich, im Fortgeschrittenem Stadium zerbröselt der Stamm, das Holz ist schwammartig. Andere Bakterien und Pilze verursachen Krebse, Kernpilze verursachen z.B. in Ahorn Grünstreifigkeit. Schadhafte Stellen müssen zur Lagerung entfernt werden, unbefallene Stammteile können weiter verwendet werden.

Wie erkenne ich Holzschäden?

Ist der Baum noch nicht gefällt, kann man sehr gut an Blättern und Rinde Abnormalitäten erkennen. Verfärben sich die Blätter, stehen alle Teile des Baumes in Saft? Ist der Baum stark vermoost, haften viele Flechten oder Harzaustritte an der Rinde?

Ist der Baum gefällt, schaut man sich die Schnittfläche an (mit einem Hobel oder gar der Kettensäge, kann man unansehnliche Stellen wieder frei legen). Um den Baum herum betrachtet man die Rinde und sucht nach Veränderungen. Es soll auch Leute geben, die halten eine Stimmgabel an das Holz. Klopft man mit einem kleinen Hammer an den Stamm, kann auch hier eine erste Aussage über die Dämpfungsqualität gemacht werden. Wie sieht der Jahresring-Aufbau aus? Astigkeit, Drehwüchsigkeit....

Aber wirklich erkennen, tut man es erst nach dem Einsägen!

Fichtenstamm Ahorrnstamm

Rohholz Qualität Praxis

Wie sehen nun wirklich schöne Stücke in der Praxis aus? Zusammengefasst steht es auf dem Bild:

  • regelmäßiges Wachstum
  • gerade Faser
  • Geringer Anteil an Spätholz
  • ohne Druckholz
  • limitierte Breite der Jahresringe

So sieht ein Sahnestück Fichte von der Seite aus:

schön ausgeprägter Haselwuchs.

schön ausgeprägter Haselwuchs

Gerade Faser und gleichmäßiger Wuchs

Gerade Faser und gleichmäßiger Wuchs

Im Bergahorn erschließen sich auch schöne Maserungen