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Restaurierung einer Höfner " Hofner" Jazzgitarre 470SE2

Hier zeige ich eine Herausforderung der besonderen Art. Dieses Schätzchen hatte schon einige unschöne Reparaturen hinter sich und sie musste erst einmal wieder aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden.

Diese Jazzgitarre ist laut Besitzer aus dem Baujahr 1961 und wurde in der "Goldenen Zeit" Anfang bis mitte der Sechziger gebaut. Auffallend sind die "flower pot inlays" der Kopfplatte und die hochwertigen Furniereinlagen auf der Rückseite. Das Ebenholz Griffbrett ist mit "bow tie" Perlmutt Einlagen bestückt. Decke und Boden sind aus laminierter Fichte und schön geflammtem Ahorn. Alles Zeichen für besonders hochwertige Meistergitarren aus dieser Zeit.

Aber bis alles wieder in alter Schönheit glänzt, ist einiges an Arbeit noch zu tun! Folgende Fotos dokumentieren den Zustand vor der Restaurierung. Auffällige Schäden waren:

  • Halswinkel nach "Hobby-Ponalatacke" zu flach = Neck Reset
  • Starkes Klappern aus dem Korpusinneren = lose Bebalkungen
  • Einlagen am Kopf ausgerissen, teilweise mit Weißleim aufgefüllt = erneuern
  • Halsbruch unverputzt aber stabil = säubern und verschließen
  • Klebriger Öllack mit Wollpullover Fusseln im Armbereich = alte Lackierung entfernen und erneuern
  • Achsen der Potis zu klein, drehen im Holz durch = erneuern

Obwohl die Brücke ganz unten ist und auch schon die Rändelmuttern weg sind, ist die Saitenlage zu hoch und die Pickups werden beim Spielen berührt. Im Rechten Bild sieht man gut die klebrige Öl-Oberfläche samt Falten.

Auch wurde bei der vorangegangenen "Lackierung" Schmirgelpapier in der Körnung 40 verwendet, wie man an den Schleifspuren sehen kann.

Die Kopfplatte: Weinblatt mit Leim aufgefüllt, Dots fehlen, Holz beim Mechaniken Einbau weggesprengt - ein Jammerbild! Auch der Nullbund wurde entfernt und mit einer Unterlage aus Fender Plektren "künstlerisch" ergänzt.

Abgewetzte Stellen links, im Rechten Bild die Weißleim Fuge (Typ "Mut zur Lücke") und die viel zu weit abgefeilten Bund-Enden. Abrutschen garantiert!

Angebrochener Hals an der Kopfplatte.

Entfernt man den Hals, sieht man erst, wie fehlendes Binding ersetzt wurde und in welcher Menge Weißleim eingeschüttet wurde.

Potis gibt es mit der 8mm oder 10mm Achse. Hier hatte man anscheinend nicht die richten zur Hand und so sollte die Mutter wohl den 2mm rundherum befindlichen Spalt abdecken und gleichzeitig gegen Verdrehen sichern. Das ist halt Pfusch.

Nachdem die Anbauteile demontiert, der Hals entfernt wurde, habe ich angefangen, die alte Oberfläche zu entfernen. Als Lösemittel hat sich Nitro bestens geeignet. Besonders im rechten Bild sieht man das schöne, originale Blond. Die Rückseite hatt schon einen ordentlichen Schaden gehabt und bei der Reparatur wurde das schöne Ahorn Funrier durchgeschliffen. Da muss bei der Lackierung dann die Grundfarbe angepasst werden.

Die Kopfplatte wird gereinigt, die Fehlenden Einlagen werden abgepaust und aus Perlmutt ausgeschnitten und eingelegt.

Das fehlende Dot muss ich selbst herstellen, der Durchmesser ist nicht Standard. Fehlstellen im schwarzen Holz werden mit gefärbtem Epoxi aufgefüllt.

Durch die Pickup Ausfräsungen sieht man auf die Balken. Drückt man mit einem Schraubenzieher dagegen, klaffen diese weit weg. Die losen Balken sind aufwändig zum Befestigen. Mit langen Spateln und stark gekrümmten Fingern kommt man schon an die Stellen, die Leim benötigen. Mit Keilen und Zwingen werden die Balken zum trocknen des Leims befestigt.

Der Halsausschnitt hat gelitten und muss auch gepflaster werden.

Da der Bruch stabil ist, wird dieser ausgebessert und geschliffen. Der Halsausschnitt wird dem Halswinkel angepasst und mit Hautleim befestigt.

Während des Lackiervorganges werden die Ungleichheiten in der Farbe mit den Farben der angrenzenden Flächen ausgebessert (Touch Up).

Einige Zwischenschliffe sind notwendig. Das gute Stück wird mit hochglanz Nitrolack lackiert.

Die Elektrik wird neu aufgebaut. Hierzu wird sie außerhalb in den richtigen Kabellängen verdrahtet und dann mit Pinzetten und Klemmen an die richtigen Stellen buchsiert.

Die Anbauteile kommen wieder drauf, ein neuer Sattel wird angefertigt und natürlich die Saiten auch.

So, nun sieht sie wieder nach einer Schönheit aus - und so klingt sie auch!