Dieses rampunierte Stück Musikgeschichte brachte ein Freund vorbei. Eher mit einem mitleidigen Blick, aber doch zu Schade zum Wegwerfen habe ich es über mehrere Jahre aufgehoben und überlegt. Vor kurzem hatte ich genügen Zeit und nahm mich der Jazzgitarre an. Auf dem Kopf und im Innenraum fand sich kein Hinweis auf den Hersteller. Vom Aufbau und der verwendeten Materialien schätze ich die Herstellung in die frühen 50'er Jahre.

Der Lack ist eindeutig Nitro, der verwendete Leim war Hautleim! Der gesamte Korpus ist massiv, sowohl Boden als auch Decke und mit kleinen Holzrauten gegen Risse verstärkt. Da der Korpus sowohl an den Nähten als auch an der Decke aufgegangen war, zerlegte ich diesen.

Da das Griffbrett mit Perloid verziert war, welches aber fehlte, und der Hals auch verbogen war, entschloß ich mich das gute Stück nicht mehr nur einfach zu Restaurieren, sondern unter modernen Gesichtspunkten neu aufzubauen. Hierzu zählten ein komplett neues Griffbrett, einen Stahlstab, eine neue Kopfplatte samt Einlage und elektrische Verstärkung mittels Attila Zoller Pickup und Piezo Pickup im Steg.

Perlmutt Blockeinlagen auf einem eingefaßten Palsisander-Griffbrett.

Im inneren des Korpusses zeigte sich, dass ein Reifchen zu klein war, dies ersetzte ich mit einem Lindenstreifen. Der Stahlstab wurde gefräst und eingelegt.

Der komplete Lack wurde mit Schmirgelpapier entfernt. Mit Hautleim wurde der Boden wieder auf die Zargen geleimt.

Vor dem Lackieren müssen das Griffbrett und die Leimflächen abgeklebt werden.

Die Lackierung geschieht in drei Schritten. Zum ersten wir sowohl der Hals als auch der Korpus grundiert. nach einem Zwischenschliff wird mit einer feinen Spritzpistole eingefärbter Lack aufgespritzt. Die Farbmischungen müssen so stark sein, dass beim ersten Lackauftrag die gewünschte Schattierung erreicht wird. Mit einem hellen ersten Schuß wird begonnen, dann folgt dunkelbraun und am Schluß schwarz. Die Pistole wird beim Spritzen von der Korpusmitte weg gehalten.

Auch die Zargen und der Halsrücken werden schattiert. Der dritte Schritt ist das Aufbringen der Deckschicht. Noch etwa 6 dünne Schichten Lack sind für einen Hochglanz Aufbau notwendig.

Nach dem Entfernen der Klebestreifen sah der Hals so aus:

Ist der Lack getrocknet, wird mit Naßschleifpapier und Schwabbelscheiben der Hochglanz erzeugt. Ein letztes Überprüfen der Saitenlage mit eingestecktem Hals. Wenn alles passt, kann der Hals eingeleimt werden.

Nach dem Anbringen der Elektrik durch die F-Löcher, der Montage der Saitenhalter und Mechaniken sah die Gitarre nun so aus. Es macht richtig Spaß soch ein Instrument wieder zum Leben zu erwecken. Man spürt richtig die Jahre und die Erfahrung aus der Ära!