Werkzeuge, Bestandteile und Vorrichtunge für den Gitarrenbau
Hier zeige ich die Zargenreparatur einer 12-saitigen, dicken Framus J297
Dieses Schätzchen aus deutscher Produktion (ich denke 1978) besteht aus formgepresstem Boden und gesperrter Decke. Der Hals ist gänzlich aus etwa 1mm starken Furnierstreifen aufgebaut, die Zargen dagegen sind Mahagoni massiv. Und eine dieser Zargen hat leider einen großen Riß.
Durch die hohe Saitenspannung klaffte dieser wohl schon etwas ältere Riß auf. Sowohl die Saitenkräfte als auch die Lagerumgebung unter extrem trockenen Bedingungen beeinflussen die Haltbarkeit.
Da gerade die Stellen in der Nähe des Endblocks mit der Hand kaum (zumindest nicht mit meiner) erreichbar sind, muß man hier mit anderen Mitteln arbeiten. Würde man mit der Hand hinkommen, reichen bei kleineren Rissen ein paar starke Magneten um Holzztreifen von innen dagegen zu leimen. Bei stark klaffenden und unebenen Wände der Risse braucht man zum einen größere Kraft um die Wände zu egalisieren als auch genügend seitliche Kraft um den Riß aufeinander zu drücken. Das zweite schafft man mit außen anliegenden Zwingen, das erste erfordert den nun folgenden Trick, den ich dem amerikanischen Autor Don E. Teeter verdanke- Thanks Don!!!
Der Kniff beruht auf einer dünnen Stahlsaite, die durch den Riß geführt ein Stückchen Holz von Innen gegen die Zarge drückt. Aufgewickelt wird die Saite auf der Außenseite über eine Gitarrenmechanik an einer sogenannten Zargenzwinge. Herstellung dieser Zwinge finden sie unter der Rubrik Tools. Stahlsaiten haben am Messingring oft die Saiten verzwirbelt. Die so verdrehten Saiten behindern das Entfernen nach dem Verleimen und vergrößern nur unnötig das Loch. Ich behelfe mir mit einer Mutter M6, die ich so weit umwickle, dass nur noch eine einzelne Saite durch die Zarge geht. Dies hat zusätzlich den Vorteil, dass man die Mutter leichter greifen und enfernen kann (kommt man überhaupt nicht hin, kann man auch eine Schnur daran befestigen um daran die Saite wieder herauszusziehen).
Weiterhin trickreich ist das Einführen der Saite vom Innenraum her. Man behilft sich am besten damit, dass man eine zweite dünne Saite durch den Zargenriß steckt, durch das Schalloch herauszieht und mit der bereits fertig aufgefädelten Saite verlötet. Dieses Huckepack mit je einem Messingring am Ende wird soweit zurückgezogen, dass Anfang und Ende der Zugsaite gut erreichbar ist, am besten sichert man die Enden wie auf den Bildern mit Klebeband. Noch ein Wort zum Auffädeln: Die Maserung der Holzstückchen sollte quer zum Riß verlaufen. Die Kunstoffbeilage hat an zwei Seiten eine Fase. Mit einem 3x3mm großen Stück doppelseitigem Klebeband klebt man das Holz so an die Beilage, dass die Fase parallel zur Maserung verläuft und dann auffädelt. Auf diese Weise kann man beim Verleimen im Innenraum die Orientierung ertasten oder sehen. Ganz sicher allerdings ist die Variante mit zwei Löchern und Saiten, wobei eine Saite zur Führung dient und die andere aufgewickelt wird.
Wie auf den Bildern ersichtlich, wird neben dem Riß Klebeband zum Schutz vor Leim angebracht. Mit einem "Türken" (die heißen wirklich so) spreize ich von innen den Riß etwas auf und gebe Leim an (Aufspreizer wieder entfernen). An den vorher angezeichneten Stellen werden die Zargenzwingen angebracht und die Saite aufgewickelt. Schnell noch eine Kontrolle ob die Wände sich gleich anfühlen und dann die seitlichen Zwingen angezogen. Den überschüssigen Leim sofort entfernen. Über Nacht trocknen lassen, die Stelle reinigen, evtl. ist noch ein Touch Up nötig. Fertig!
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