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Das Projekt Dreadnought 28

Das Projekt Dreadnought 28

Nach den vielen Erfahrungen durch die Reparaturarbeit wollte ich zum ersten mal eine ganze akustische Gitarre bauen. Da ich noch nie vorher eine Gitarre selbst gebaut hatte, brauchte ich viel Informationen, ich surfte im Internet, fragte befreundete Instrumentenbauer und las meist englische Literatur dazu. In den USA ist das "private" Gitarrenbauen weit verbreiteter als hier, dazu kommt, dass das Wissen über den Beruf des Instrumentenbauers nicht wie bei uns über Berufschulen sondern vielfach über Eigeninitiative, "Training on the job" weitervermittelt wird. Hierbei entstehen sehr gute  Erfahrungsberichte und Bücher. Man kann sich zwar über die Grundsätze der deutschen und amerikanischen Art der Berufsausbildung streiten, Anleitungen haben die einfach die Besseren. Ich besorgte mir von Amazon das Buch "Guitarmaking: Tradition & Technology" von William Cumpiano ( Link zu Cumpiano's Homepage ). Es ist das ausführlichste und nachvollziehbarste Gitarrenbaubuch, das ich bisher kennengelernt habe. Es beschreibt den Bau einer Stahlsaitengitarre und den einer Konzertgitarre und war Vorbild für viele andere Gitarrenbaubücher. Da es davon ausgeht, dass man auf große maschinelle Anrichtungen verzichtet (weil man sie nicht hat), kann der interessierte Novize aus diesem Buch wertvolle Anleitung bekommen.

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Dieser Artikel ist für mich auch das erste mal, meine Bilder, die anfangs nur zur eigenen Erinnerung machte, zu einem Erfahrungsbericht zusammenzusetzen und in's Internet zu stellen. Ich habe hier nicht den Anspruch, eine Anleitung zum Nachbau zu geben, sondern eher den unentschlossenen Leser zu ermutigen, doch selbst seine eigene Gitarre zu bauen. Sollte jemand aber mit dem Gedanken spielen, sich durch den Eigenbau Geld gegenüber eines Neukaufs zu sparen, dann soll er sich lieber gleich was fertiges kaufen. Natürlich kostet das rohe Tonholz, die Hardware und Lack wenige hundert Mark, rechnet man aber die Zeit zur Vorbereitung der Vorrichtungen, das Lesen der Bücher und die handwerkliche Durchführung, beträgt der Stundenlohn nur wenige EUR - mann da braucht man ganz schön Geduld. Nur aus Neugierde so etwas zu bauen ist ehrvoll, ich denke, dass man entweder so begeistert ist und abhängig davon wird oder das Projekt mitten in der Arbeit stehen lässt und der Einsatz vergammelt. Man muss also schon gehörig verrückt sein, um das zu machen (ich war's, bin es immer noch und bin davon begeistert -(;-))) also los gehts).

Die Fotografien sind grösstenteils mit einer kleinen Sucherkamera entstanden und hinterher gescannt worden, entsprechend auch die Qualität - aber der Gesamtweg ist immernoch gut daran nachzuvollziehen. Er untergliedert sich wie folgt:

Ich fing nach langem Studium der Literatur an, mir zuerst die Hölzer, dann die Hardware und die von Cumpiano empfohlenen Vorrichtungen zu besorgen oder   nachzubauen. Tonhölzer bekommt man in Deutschland in höchster Qualität z.B. von der Firma Kollitz in Weisendorf ( Link zu Kollitz ), von Theodor Nagel GmbH in Hamburg ( Link zu Nagel ) oder von Woodland GmbH. Mein Rat lautet: mit einfachen und günstigen Materialien beginnen

Bezeichnung Anzahl Maße [mm] Material
Deckenmaterial 1x 3x550x430 Fichte
Boden/Zargen 2x 2,5x120x870 Mahagoni
Griffbrett 1x 6x60x510 Ebenholz
Hals 1x 100x75x590 Mahagoni, 5-fach gesperrt
Steg 1x 11x48x175 Ebenholz
Beleistung 1x 20x50x510 Fichte
Reifchen 8x 5x15x400 Mahagoni geschlitzt
Halsklotz 1x 95x70x33 Fichte
Endklotz 1x 120x80x19 Fichte
Schallochrosette 1x - Herringbone
Binding   1,5x7x800 Herringbone / Riegelahorn
Bodenverzierung 1x - Zipper-Stripe
Mechaniken 1x 3 L/R Kluson
Lack - - Füller auf Wasserbasis, Nitrolack hochglanz
Leim - - Hautleim
Bunddraht - - Dunlop Medium Wire
Einlagen Griffbrett - D45 style Abalone

Werkzeuge die ich zusätzlich benötigte:

  • Biegeeisen elektrisch
  • 1 Stück Federstahl 100x800x0,15 (z.B. Hasbergfolie Edelstahl) zum Schutz vor Zargenbruch
  • Leimkocher für den Hautleim
  • Kreisfräsvorrichtung für Dremel (Schallochrosette)
  • 2 Stück Flexible Stahllineale zur Sattelpositionierung
  • Brett mit 120‘er Schmirgelpapier 80x60cm
  • Arbeitsfläche in Gitarrenform aus Sperrholz ca. 5 cm stark
  • Deckenplan 1:1 auf Pressspan geleimt
  • Leimzwingen klein für Reifchen
  • Klemsa Zwingen (12 Stück 120'er und 4 Stück 200'er) für die Beleistung

Die Decke

Das Deckenholz kaufte ich bereits verleimt und auf die richtige Stärke geschliffen, damit umging ich das mühsame und langwierige Hobeln. Eine so vorbereitete Decke kostet etwa 8 EUR mehr und was für einen Grund gibt es, sich es nicht auf so einfache Weise leichter zu machen? Ich hatte mir ja einen Deckenplan auf Pressspan erstellt, nun richtete ich diesen an der Mittellinie des Deckenholzes aus und positionierte die Umrisse so, dass ich möglichst gleichmässige Jahresringe hatte. Ich übertrug dann die Positionen der Balken, des Schallochzentrums und die Aussenlinie mit einem Bleistift vorsichtig auf die Decke. Da das Biegen der Zargen ohne From etwas ungenau ist, sollte man die Aussenlinie gut 15-20mm grösser als Soll lassen und an dieser versetzten Linie dann an der Bandsäge die Form heraussägen.

Ich suchte mir feinjähriges Holz für die Beleistung und entdeckte, dass es in Sägewerken Anschnittstücke der Rundhölzer sehr günstig gibt. Diese äussersten Bretter des Baumes, bei uns "Schwartlinge" genannt, haben fast gänzlich liegende, enge Jahresringe. Aussen muss man etwas Verschnitt dazurechnen, da dort die Rinde ansetzt und das Holz hier nicht so gut ist. Aus trockenen und abgelagertem Holz schnitt ich die Leisten für die Decke (und natürlich des Bodens) laut Plan zurecht. Die großen Leisten sind auf der Leimseite der ganzen Länge nach etwa 3-5mm gewölbt. Dies gibt der Decke eine gewisse Vorspannung, durch den entstandenen domartigen Aufbau wird die Decke steifer und klanglich ansprechender.

Bevor auf der Deckeninnenseite begonnen werden kann, wird auf der Außenseite die Schallochverzierungen angebracht, danach das Schalloch ausgeschnitten. Hierzu habe ich meinen Dremel Multi benutzt. Im Schallochzentrum habe ich eine Ø6mm Bohrung für einen 30mm langen Zylinderstift gebohrt. Diesen Zylinderstift habe ich in der Gitarrenbau Unterlage eingelassen. Die Decke mit der Ø6mm Bohrung positionierte ich auf dem Stift, dieser Stift ist dann das Zentrum für die Dremel Kreisfräsvorrichtung. Die Schallochrosette vermaß ich und fräste dann den Kanal so, dass etwa 0,3mm Aufmaß überstand. Nun leimte ich die Späne ein, arbeitete sie eben, danach setzte ich den Fräser so tief, dass er das Schalloch heraustrennte (gesamte Decke klemmen, da der Zylinderstift im Zentrum dann nichts mehr hält!)

Leimt man die Leisten auf, sind die X-Verstrebungen die letzten zum Aufleimen. Zuerst kommen die 6 kleineren, die obere Querleiste und Verstärkungen dran. Die 6 Fächerbalken werden 2-3mm in die X-Balken hinein stehen gelassen und an diesen Stellen mit dem Schnitzeisen passgenau herausgearbeitet. Dadurch, dass dieBalken etwas überlappen, verspricht man sich bessere Klanübertragung und eine steifere Konstruktion. Hat man die Decke beleistet, verstärkt man die Unterseite des Stegs mit einem Stück Hartholz (Ahorn, 2mm stark). Martin Guitars veränderte Ende der 60'er die Grösse der "bridge plate", weil sich dadurch das Risiko des Deckenkollapses durch Saitenzug verringert. Ich hielt mich an die original Vorgaben des Planes und machte eine kleine Verstärkung und hatte bisher keine Probleme. Um die Leimfuge der Decke zu unterstützen, werden unterhalb der Stegverstärkung drei kleine Holzstückchen (Fichte, ca. 12x12mm) quer zur Faserrichtung des Deckenholzes aufgeleimt. Bei mir sind sie etwas zu gross geraten, haben aber auf den Klang unmerklichen Einfluss.

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Tipp:

-Immer eine weiche Unterlage unter das Deckenholz und darauf achten, daß sich keine Späne o.ä. verstecken. Riefen und Druckstellen sind nach dem Lackieren sichtbar. (Zeder ist besonders schlimm)

-Die Wölbung des großen Querbalkens (über dem Schalloch) muß so ausgelegt sein, daß der sich ergebende Spalt durch den Halswinkel zwischen Decke und Unterseite des Griffbretts geschlossen ist. Ansonsten hat man ein abfallendes Griffbrett auf der Decke. Ich verkaufe fertige und passende Holformen für die Decke (01-010-0002) und Boden (01-010-0001). Damit lässt sich der Dom präzise anfertigen und verleimen.

-Zuerst wurde das X-Bracing hergestellt und aufgeleimt, dann der Rest. Alle Leisten werden zuerst in rechteckiger Form befestigt und nachher seitlich und oben geschnitzt (Scalloped Bracing).

-Das Schnitzen und Einstellen der Decke ("tuning und tapping") auf einen harmonischen Klang ist kein Hexenwerk. Am Anfang klingt die Decke dumpf und tief, mit dem seitlichen Hobeln der Deckenleisten steigt der Klang und wird klar. Man kann auf der Fläche zwischen den großen Fingerleisten einen Dreiklang erkennen. Nur die Deckenbeleistung nicht zu dünn machen, weil sie sonst nicht dem Saitenzug standhält (merkt man leider erst nach einiger Zeit)!

Der Zargenkranz, Biegen und Verleimen

Das Biegen der Zargen ging folgendermaßen:

In der Badewanne oder einem Blumenkasten das auf Stärke gearbeitete Mahagoni für 5-8 Minuten mit lauwarmen Wasser vollsaugen lassen, dann kann der Biegevorgang gestartet werden. Das Biegeeisen muss zu dieser Zeit bereits so heiss sein, dass Wassertropfen wegplatzen. Ich habe als Bruchschutz 0,15mm dünne und 150mm breite und 1000mm lange Edelstahlfolie (Hasberg) benützt. Legt man Sie beim Biegen auf das Holz, unterstützt man es und verhindert Zargenbruch und übermässiges verdampfen von Feuchtigkeit.

Da diese Gitarre nicht auf einer festen Form entstanden ist, musste immer wieder die Außenkontur während des Biegens gegen eine Schablone gehalten und geprüft werden. Mit einem Bandmaß habe ich die höchsten Punkte der Zargen von der From abgenommen, diese Punkte habe ich dann mit Bleistift und Winkel auf die Zarge gezeichnet. Diese Striche waren dann Anhaltspunkt beim Ansetzen des Bugs auf dem Biegeeisen. Übernacht gehen die Zargen wieder etwas auf, man kann aber leicht ohne Wasser die Kontur auf dem Biegeeisen nachformen.

Hat man beide Zargen, baut man den Zargenkranz mit den Hals- und Endklötzen auf. Wichtig ist, dass die Klötze rechtwinklig zur Decke aufgeleimt werden, da diese hernach die Lage des Halses bestimmen. Danach zeichnet man die Höhenlinie der Decke laut Plan auf, um eine Orientierung zu bekommen, wo die Reifchen angeleimt werden müssen. Die Reifchen dienen zur Vergrösserung der Leimfläche zur Decke und Boden.  Die Zargenkontur wird per Hobel und Schleifbrett vorgearbeitet. Ein wenig Fein-Tuning mit dem Schleifbrett und man hat die Auflagefläche für die Decke. Sind der  Zargenkranz und die Decke soweit, kann verleimt werden.

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Tipp:

  • Die Leimflächen an den Hals- und Endklötzen darf nicht ganz rechtwinklig zu den Zargen sein , sondern soll eine Leichte Wölbung in Querrichtung aufweisen, da die Decke eine entsprechende Gegenwölbung hat und eine gerade Fläche nach dem Lackieren aussieht wie eine defekte, verwundene Decke.
  • Auch bei der Verwendung von Hautleim wird es bei großen Flächen bzw. Abständen spassig. Man muß sehr flink die Zwingen ansetzen, da der Leim beim Abkühlen innerhalb Minutenbruchteilen geliert und nicht mehr richtig klebt. Einige Trockenrunden ohne Leim und das Vorheizen der Leimflächen mit einem Bügeleisen oder Haarfön und eine hohe Raumtemperatur ist dringend zu empfehlen.

Der Boden:

Auch hier war das Mahagoni bereits auf Stärke geschliffen und verleimt. Auf der Rückseite habe ich mittig einen Zick-Zack Streifen aus Holz eingelegt. Hierzu habe ich den Dremel entlang eines geraden Holzes geführt und entsprechend des Streifenquerschnitts den Kanal ausgefräst. Auch hier leimte ich den Streifen mit Hautleim ein und arbeitete den Überstand mit Hobel, Ziehklinge und Schmirgelpapier eben. Nachdem die Aussenkontur mittels Schablone angezeichnet wurde, schnitt ich mit genügend Sicherheitsabstand die Gitarrenform heraus.

Nach dem Aufzeichnen und herrichten der drei Leisten wurden diese aufgeleimt, die Leimnaht zwischen den Leisten wurde mit einem 20mm breiten Fichtenstreifen (Rest aus der Decke, Jahresringe quer) verstärkt. Die Leisten wurden am Schluß spitz zulaufend geschnitzt.

Der Boden mit eingelegtem Zierstreifen

Der Klangkorpus

Da nun sowohl Decke mit Zargenkranz und Boden fertig ist, müssen diese verleimt werden. Mit dem Schmirgelbrett richtet man den Zargenkranz passgenau her. Das Verleimen mit Heissleim ist eine echte Herausforderung und kann auch schiefgehen. Es kann passieren, dass der Leim auskühlt, bevor man alle Zwingen angesetzt hat. Zwar ist es möglich, den Leim mit einem Bügeleisen oder einer anderen Wärmequelle wieder aufzuschmelzen, dies sollte allerdings die Ausnahme sein. Was ist also zu tun:

  • Boden positionieren
  • Deckenposition so anzeichnen, dass man die Striche auch mit angesetzten Zwingen die Positionsmarkierungen überprüfen kann
  • Zwingen verteilen und ohne Leim ansetzen, Positionen evtl. anzeichnen
  • Kontrolle des Luftspaltes und Passgenauigkeit der Fuge
  • Verleimvorgang zweimal ohne Leim als Tests durchführen und Abläufe verbessern
  • Tee trinken gehen und sich den Ablauf durchdenken
  • Leim vorbereiten und erwärmen
  • Genügend Leim schnell auf das Reifchen auftragen
  • Boden auflegen
  • Position überprüfen
  • Ansetzen der ersten Zwingen an End- und Halsklotz
  • Position überprüfen
  • Gleichmässiges ansetzen der restlichen Zwingen
  • Leimfuge überprüfen
  • Nach 10min Leimreste entfernen
  • Klangkorpus über Nacht stehen lassen

Ist der Korpus am nächsten Tag fertig, wird mit einer Oberfräse und einem Bündigfräser Decke und Boden besäumt. An den Ecken des Korpus werden Zierstreifen eingelegt. Ich richtete dazu Riegelahorn her, auf der Decke kommt auf der Innenseite ein Herringbone-Stripe dazu, auf dem Boden ein schwarz/weiss/schwarz Streifen. Den Fräskanal habe ich mit dem Dremel herausgearbeitet. Mit Hautleim und streifen eines nicht zu stark klebenden Abdeckbandes wurden die Zierstreifen festgeleimt. Per Zieklinge und Schmirgelpapier wird zuerst das Binding bearbeitet, hernach die gesamte Aussenseite.

Die Verbindung zum Hals wird mit einem Schwalbenschwanz gemacht. Ich hatte einen alten Martin Hals, von dem ich die Maße nahm und machte mir mit diesen eine Schablone aus Plexiglas und die dazugehörende Vorrichtung zum Fräsen. Hier ist es wichtig, sowohl den Klankorpus als auch den Hals genau ausgerichtet zur Mittellinie zu fräsen, da nur dann gewährleistet ist, dass die Saiten hinterher auch die dafür vorgesehene Position auf dem Sattel treffen.

Front des fertigen Klangkorpus dreadnought04.jpg

Der Hals

Die Rohform besteht aus zwei Hauptteilen. Einmal den Fußansatz und dann den Ausleger. Zur besseren Stabilität sperrte ich den Ausleger mit zwei 2mm Starken Ahornstreifen. Sind diese Hauptteile zueinander verleimt, musste ich auf der Bandsäge die Grobkontur herausschneiden. Mit der Oberfräse arbeitete ich einen Kanal für den Stahlstab heraus. Zeichnet man vom 14.Bund (Korpusübergang) rückwärts zum Sattel und rechnet man nun 6mm dazu, hat man den Punkt, an dem die Kopfplatte sich nach hinten neigt. Auf die Kopfplatte habe ich ein Ebenholzfunier 2mm aufgeleimt und in dieses mein Zeichen aus Abalone eingelegt.

Das Griffbrett kaufte ich fertig eingesägt, es war aus Ebenholz. Mit dem Dremel und ein paar kleinen Fräsern habe ich die Abalone-Einlagen eingesetzt. Dies macht man so, dass man an den Orten, an denen die Einlagen hinsollen, zuerst mit einer hellen, wasserlöslichen Farbe (Plaka) einen Bereich einpinselt. Nach dem Trocknen klebt man die Einlagen mit einem Punkt Superkleber an die richtige Position. Danach fährt man mit einem spitzen Messer an der Aussenkontur so entlang, dass sich die Spur in der Farbe abdrückt. Hebelt man nun die Einlage wieder ab, braucht man nur noch der Spur entlang zu fräsen. Passt die Einlage in der Tiefe, klebt man wieder mit einem Tropfen Superkleber den Boden. Die seitlichen Spalte werden mit einem Gemisch aus Epoxi und Ebenholzstaub geschlossen. Schleifen kann man die Einlagen leicht mit der Feile oder Schmirgelpapier

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Die Position des Stegs

Die ganze Mühe für ein solches Instrument ist nur dann gerechtfertigt, wenn es hinerher auch schön und rein klingt. Außerordentlich wichtig hierzu ist die genaue Position des Stegs. Nachdem der Hals und Korpus zueinander passt und das Griffbrett aufgeleimt ist, muss die Position konstruiert werden. Links und rechts neben dem Griffbrett legte ich zwei Stahllineale mit der "0" am Sattel. Dadurch erkennt man zum einen den Abstand zum Sattel und die genaue Richtung. Mit einem alten Saitenhalter und den äussersten Saiten aufgezogen simulierte ich auch noch die Saitenlage. Vorsichtig zeichnet man nun die Stelle mit Bleistift. Da die Decke leicht gewölbt ist und die Stegunterseite gerade, muß sie angepasst werden. Hierzu legt man ein Stück Schleifpapier auf die Stelle und bewegt den Steg hin und her. Färbt man die Unterseite mit weisser Kreide, erkennt man leicht den Vortschritt. Passt alles, bohrt man an zwei Stellen durch die Seitenhalterlöcher und man kann mit kleinen, konisch zulaufenden Plastikzylindern die Position für die spätere Verleimung fixieren.

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Der Zusammenbau und die Lackierung

An diesem Punkt hatte ich die Gitarre schon besaitet. Dies ist zur Kontrolle der Einzelfunktion wichtig. Passt die Saitenlage in der Höhe, stimmt der Saitenverlauf über das Griffbrett (Abstand links, rechts), Ist das Griffbrett auf dem Stück Decke gerade?

Wenn das alles stimmt, geht es weiter zur Oberflächenbehandlung. Neben der Lackierung ist die Vorbereitung dazu sehr wichtig. Mit viel Aufmerksamkeit und in mehreren Stufen müssen alle Außenflächen der Gitarre geschliffen werden. Besonders jetzt ist es wichtig, dass man mit der Holzmaserung schleift, alle unregelmäßigkeiten beseitigt und jegliche Störstellen entfernt hat. Ich wollte die Mahagoni-Zargen und Decke dunkel beizen, dabei aber das Binding und den Streifen auf dem Boden hell lassen. Hierzu verwendete ich Wasserbeize. Damit die Beize nicht auf die hellen stellen kommt, habe ich diese mit Klarlack überstrichen. Passgenau muss man vor dem Lackieren mit einem speziellen Kurven-Klebeband (3M) die Streifen abdecken, ebenso die Decke mit Papier. War die Beize an Zargen, Boden und Hals aufgebracht, musste ich die Poren mit einem Porenfüller füllen. Nach einem letzten Schleifvorgang musste ich die späteren Leimflächen am Hals und Steg abkleben.

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Da ich die Gelegenheit hatte in einer professionellen Lackierkabine zu arbeiten, kam der Lackauftrag mit Pinsel für mich nicht in Frage. Mit 6 Schichten hochglanz Klarlack wurde das gute Stück lackiert und danach gut 14 Tage zum Trocknen gehängt. Danach schliff ich den Lack mit Wasserschleifpapier nass an und polierte den Lack mit Schleif- und Polierpaste auf (3M hat auch hier tolles Zeug, Autolackierer fragen). Heutzutage poliere ich einfacher mit dem Polierbock !

Sowohl den Hals als auch den Steg leimte ich mit Hautleim an. und dann konnte mich nichts mehr bremsen. Die Löcher für die Hardware waren schon vor dem Lackieren gebohrt. Ich befreite diese vom Lack und schraubte die Teile alle an. Die Saitenhalterlöcher mussten noch gebohrt und gerieben werden, die Knochen für Sattel und Steg gefeilt und poliert werden. Und bevor man die Saiten aufzieht, muss natürlich mein Typenschild im Schalloch befestigt werden.

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Das fertige Instrument

Da hat mich meine Frau heimlich fotografiert. Aber so sieht man halt aus, wenn man nach gut 100h Arbeit das gute Stück zum ersten mal anspielt. So nüchtern betrachtet ist dieses Instrument einfach klasse geworden. Die vielen Ängste und Gedanken die man sich machte, hatten sich hinterher als viel zu theoretisch herausgestellt und ich bin froh, dass ich es getan habe und nun mitreden kann. Ich habe immer noch die Unkenrufe im Ohr: "kaufe dir lieber eine Gibson, da weiß man was man hatt". Also nix gegen Gibson, aber das Geld würde mich heute reuen. Klanglich ist die Gitarre eine gutmütige, erstklassige Dreadnought: viel Bass durch das Volumen, viel Brilianz durch die massive Fichtendecke und schöne gerade Mitten durch das Mahagoni. Sie ist sauber bundrein, hat eine niedrige Saitenlage, spricht schnell an und hält bis heute.

Die Gitarre wird zum ersten mal bespielt