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Lackierung maschinell Polieren - Schwabbeln

Nachdem ich es satt hatte, alle Lackierungen mit der Hand zu polieren, überlegte ich mir, eine Poliermaschine selber zu bauen. Das spart nicht nur sehr viel Zeit und Ellenbogenschmalz, auch die Oberflächen glänzen professionell ;-)

Ich zeige hier zwei Möglichkeiten. Die eine ist für "mal ab und zu polieren", die andere für den häufigeren Gebrauch. Die letztere besteht aus einem 750W/240V Motor mit 1280 U/min, einem Riemengetriebe 1:2, einer doppelgelagerten Polierwelle und zwei Baumwoll Polierscheiben. Die Drehzahl ist als "gemütlich" zu bezeichnen. Besser ist doppelte Drehzahl und entsprechend mehr Leistung. Alles zusammen ist auf einem Brett montiert und mit einem Schalter versehen. Natürlich müssen die Sicherheitsvorschriften eingehalten werden(Unfallverhütung, elektrische Sicherheit etc.)! Auf diesem Polierbock benutze ich zwei Scheiben je Seite. Um in die engen Radien bei E-Gitarren zu kommen, benutze ich gerne eine Scheibe auf der Borhmaschine. Es reicht für sehr gute Ergebnisse auch eine Scheibe in der Breite. Dreht die Scheibe, wird sie ja etwas breiter.

Poliermaschine 1 Poliermaschine 2
 

Man könnte natürlich auch die Scheibe selber aufbauen und aus weichem Baumwolllappen zurechtschneiden, das dauert nur sehr lange - man benötigt dazu etwa 250 Scheiben - Je nach Dicke des Stoffes und der Scheibe natürlich - nicht wirklich eine Alternative.

Bei den Polierscheiben selber muss man unbedingt auf Qualität achten! Nicht jede Polierscheibe ist gleich gut - auch nicht alles was aus Übersee kommt. Das liegt zum einen an der Materialwahl als auch am Aufbau. Poliert man Edelstahlbesteck oder Aluminiumfelgen des Motorrads auf Hochglanz nimmt man andere Materialien als beim empfindlichen Instrumentenlack.Bekannte Materialien sind: Sisal-Nesselgewebe, Filz-Lamellen, Molton-Lamellen, Feinnessel, Baumwollgewebe usw. Das Material dazu muss nahtfrei sein, weich und gleichzeitig dynamisch auf Druck beim Polieren reagieren. Ist das Gewebe sehr oft auf dem Radius in Falten gelegt, kann es mehr Polierpaste tragen und auch der im Eingriff befindliche Polierstoffanteil ist größer. Die entstehende Oszillation vereinheitlicht das Polierbild und auch die Kühlung ist größer. Damit kann man länger auf einer Stelle bleiben, ohne dass man gleich "durchbrennt".

In meinen Produkten findet ihr Profischeiben, wie sie auch in den ganz große Manufakturen benutzt werden (ca. 300mm Durchmesser, 25mm Breite). Je nach gewählter Antriebsart bekommt ihr die mit Bohrmaschinenadapter (01-013-0010 + 01-013-0020), 30mm (01-013-0011) oder 19mm (3/4") Bohrung (01-013-0010). Mit einem günstigen Adapterset (01-013-0021) können auch Bohrungen bis runter auf 12mm bedient werden.

Für schwer zugängliche Stellen (z. B. bei E-Gitarren die Hörner zum Hals hin) oder für den nicht allzu häufigen Gebrauch bietet sich auch die Kombination Bohrmaschine / Schwabbelscheibe an. In den Bildern unten habe ich die 300mm Scheibe auf einen Adapter montiert. Die Bohrmaschine selber muss in einer stabilen (!) Bohrmaschinenhalterung montiert werden. Unter normalen Bohrmaschinenständern finden so große Scheiben oftmals keinen Platz, weshalb man sie am Besten horizontal, über eine Werkbank hinaus stehend befestigt.

 

 

Verwendung:

Die Vorrichtung ist für das Polieren von Hochglanzlacken gedacht, die vorher mit Wasserschleifpapier (600,800,1000,1200) angeschliffen wurden. Natürlich kann man auch schnell mal ein Stück Knochensattel, Ebenholz oder Palisander damit polieren, wenn man aber ein Griffbrett mit Bünden damit polieren möchte, macht man die Scheiben so dreckig, dass sich diese nicht mehr für die Lackpolitur eignen, also lieber gleich eine separat kaufen, wenn man das vor hat.

Zur Inbetriebnahme müssen die Scheiben "getrimmt" werden. Es ist nämlich so, dass nach dem ersten Lauf auf Nenndrehzahl durch die Zentrifugalkraft eine ungleichförmige Polierfläche entstehen wird. Ergibt sich eine U-förmige oder ballige Fläche, müssen die herausragenden Stoffteile im Stillstand (!) mit der Schere abgeschnitten werden. Erst wenn sich im Drehen eine gerade Andruckfläche ergibt, kann man starten.
Nun muss der Stoff "aufgeschlagen" werden. Das heißt, dass mit einem speziellen Rakel (01-013-0022 Kratzer Polierscheiben) die ersten 1-2mm angelöst werden. Das ist die Fläche, die dann Polierpaste aufnehmen kann. Man hält den Rakel hierzu kurze Zeit an die Andruckfläche und kontrolliert das Ergebnis, ggfs. wiederholen. Dann wird Polierpaste gegen die laufenden Scheiben gehalten und man startet das Polieren. Je nach Poliervortschritt wiederholt sich der Polierpastenauftrag etwa alle 2-3 Minuten. Kurz gegen die Scheibe halten, weiter polieren etc.

Ein weitverbreitetes und sehr gutes Poliermittel für Instrumentenlack wird in Deutschland von der Firma Manzerna hergestellt.

Eine Scheibe ist reserviert zum Vorpolieren (01-013-0001 Polierpaste Vorpolieren (braun)), die andere Scheibe zum Endpolieren (01-013-0003 Polierpaste glanz (hellbeige) und/oder 01-013-0005 Polierpaste Superfein ). An recht unzugängliche Stellen oder nach Touch Up verwende ich auch die 01-013-0007 "Manzerna spezial Poliercreme". Nach dem Anschleifen kommt etwas von der Poliercreme auf einen Wattebausch und mit kreisförmiger Bewegung werden die betreffenden Stellen hochglänzend poliert.

Wenn man das erste mal überhaupt poliert, bedeckt man den gesamten Werkstattboden am Besten mit dickem Schaumstoff -(;-))), da fast jedem schon passiert ist, dass man gegen die Laufrichtung poliert, das Polierteil sich frisst und einem aus der Hand geschleudert wird -(:-(((.

Bevor das polieren wirklich losgeht, "wärmt" man die Scheiben mit dem Rakel oder einem Holzstück an, welches man im Lauf an die Scheiben drückt. Am Besten fängt man mit dem Boden an. Hier zuerst die Außenbereiche (ringsherumg ca. 10cm) polieren und dann arbeitet man sich nach innen vor. Wie beim Lackieren bewege ich die Gitarre auch kreuzweise. Gerade an den Randeinlagen oder an unzugänglichen Stellen in Cutaways muss man sehr auf Hitzeentwicklung und Lackstärke achten, immer wieder mit der Hand und Auge kontrollieren.

 

Hat man einen gleichmäßigen, etwas matten Schimmer, kann man auf die Endpoliturscheibe wechseln und wiederholt den Vorgang.
Ist mit immer vorsichtiger werdendem Druck Hochglanz erreicht, erscheint bei dunklen Lacken gerne noch kleine Kratzer von den Polierscheiben oder von der Vorbereitung. Gerade dann benutze ich die weiße, superfeine Polierpaste auf der Scheibe. Diese kleinen Kratzer sind akzeptabel und man kann sie auch bei nagelneuen Gitarren beobachten.

Kleine Kratzer an gebrauchten Instrumenten / Pickguards kann man auch damit entfernen, dass auf einem sehr weichen Lumpen oder Watte z.B. 01-013-0007 Manzerna Spezial Poliercreme verteilt und verrieben wird.

Vorsichtsmaßnahmen:

  • Beachtet die geltenden Unfallverhütungsvorschriften
  • Schutzbrille benutzen
  • keine loose Kleidung tragen - kann in Maschine kommen
  • Maschine sehr gut befestigen, immer wieder mal kontrollieren!
  • Schnell drehende Maschinenteile wegen Verletzungsgefahr abdecken
  • Sicherheitsschalter verwenden
  • niemals gegen die Laufrichtung polieren, Polierteil kann weggeschlagen werden!