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Klebstoffe und Leime aus dem Gitarrenbau

Hier beschreibe ich Leime und Klebstoffe, mit denen ich im Gitarrenneubau und Reparatur Erfahrungen gemacht habe.

Gitarren, egal ob akustische oder elektrische, sind ein Allerlei verschiedener Materialien. Der Korpus ist meist aus massiven Hölzern, Randstreifen oft aus Kunststoffen, Verzierungen aus Muschel (Kalk), Sättel und Stege aus Knochen. Und irgendwie müssen diese zueinander ohne Schrauben o.ä. fixiert werden. Seit alters verwendet man dazu Leime. Mit der Zeit und im Rahmen industriellen Vortschritts übernehmen dies im großen Maße moderne Klebstoffe. Zu erwähnen sind da Klebstoffe die gleichartige Materialien verbinden, aber auch kuriose Verbindungen wie Holz und Metall zu vereinigen. Im Gitarrenbau und der Reparatur verwende ich natürliche Leime, Weißleim, Gelbleim aber auch moderne Klebstoffe wie Cyan-Acrylat Kleber (Sekundenkleber) und Zweikomponentenkleber wie Epoxy. Im folgenden werde ich die wichtigsten kurz darstellen:

Natürliche Leime basieren alle auf tierisch gewonnenen Proteinverbindungen. Sie verbinden sehr gut Holz mit Holz. Man unterscheiden je nach Ausgangsmaterial

  • Knochenleim ( Tischlerleim, für harte Verbindungen, meist bräunlich, Ursprung Tierknochen, Chondrin Basis)
  • Hautleim ( für elastische Verbindungen, Ursprung Tierhäute, Glutein Basis)
  • Hasenleim ( noch elastischer, etwas zäher, für elastische Verbindungen, oft als Mal- oder Vergoldungsgrundierung, Ursprung Häute von Hasen oder Kaninchen)
  • Fischblasenleim (für feste Verbindungen, dünnflüssig, Ursprung Schwimmblasen großer Fische)

Der Ideale Leim wäre Fischblasenleim, da dieser leichter zu verarbeiten nahezu durchsichtig nach der Verarbeitung ist. Doch leider ist dieser über das 30-fache teurer als Hautleim! All diese Leime sind Heißleime und müssen moderat auf ca. 60 bis max. 70°C gebracht werden und binden im erkalteten Zustand ab. Bei der Verwendung muß man auf evtl. rostende Metalle achten, da diese den Leim verfärben, auch evtl. die Haftkraft vermindern (gebundene Pinsel, Glas, Keramik oder Edelstahl verwenden).

Wenn ich Naturleime verwende, nehme ich Hautleim. Dieser muß, am besten als Krümel, über Nacht mit der 2-4fachen Menge weichen Wassers (Regenwasser) angesetzt werden. Manche mischen auch bis zu 10% Harnstoff bei um die Offenhaltezeit zu verlängern. Man setzt nur so viel Leim an, wie man in wenigen Tagen verbraucht. Kann man nicht alles verbrauchen, stellt man es in den Kühlschrank. Wie auch andere Produkte kämpfen die Leime mit Bakterien die den Leim zersetzen. Also, richt der Ansatz gammlig oder befinden sich Schimmelblüten auf ihm - gleich wegschmeißen!!

Hautleim - altbewährt

Hautleim gibt es auch neuerdings kalt verarbeitbar von der Firma Franklin ( "Titebond Hide Glue (Hautleim) 237ml" Art.-Nr. 11010004 ).

Auf der Abbildung befindet sich links ein Leimtopf mit doppelter Wandung. Man füllt Wasser ein, stellt den Mitteltopf hinein und das ganze Ding auf eine Herdplatte. Zur Temperaturkontrolle braucht man noch ein Thermometer im Leim. Ich verwende einen thermostatgeregelten Wasserkocher, in den ich ein 250ml Laborglas hänge. Ich habe aber auch schon Leute gesehen, die Baby Flaschenwärmer dafür verwendeten. Schwierig ist bei Hautleim die Verwendung auf großen Flächen, da dieser schneller abkühlt als man mit dem Festklemmen nachkommt. Empfehlenswert sind eine sehr warme Werkstatt, mit einem Haarföhn oder Bügeleisen die Leimflächen vorher vorzuwärmen und unbedingt ein paar Trockenrunden ohne Leim, um den Vorgang zu üben. Hinten links steht eine Tüte mit etwa 750g Hautleim und rechts davon stehen zwei Hälften einer Knochenleim Scheibe.

Hobby Weißleim und Express Weißleim
 

Hier in Deutschland trifft man im Hobbybereich sehr häufig auf Ponal Weißleim (oberes Bild hinten). Ich habe diesen am Anfang öfters verwendet bis mir eines Tages eine etwas höher belastete Fuge immer wieder aufging. Ich denke, dass der Weißleim gut für "Filzhüte auf Kasperlpuppen zu kleben" ist, aber für den Gitarrenbau hat er zu viele Weichmacher drin, nicht für diesen Zweck zu empfehlen. Hingegen der "Express" schnell und fest aushärtet. Man bekommt ihn auch mit Dampf wieder auf. Nachteilig ist, dass er milchig aushärtet, wenn irgendwo Leim nicht entfernt wurde.

 

"Der" Instrumentenbau Leim mit der größten Bekanntheit kommt aus den USA von der Firma Franklin. Dieser hochfeste Profikleber ( "Titebond Original 237ml" Art.-Nr. 11010001 ) eignet sich für Holz, Knochen, Perlmutt etc. im Innenbereich. Beständig gegen die meisten Lösemittel, Offene Zeit ca. 5 Min. Überschüssigen Leim entfernt man nach einigen Minuten recht einfach, auch Leimrückstände lassen sich mit Wasser abwischen.
Die Verarbeitungstemperatur soll zwischen 10-30°C liegen; Presszeit liegt zwischen 30-60Minuten, Endfestigkeit erreicht dieser nach etwa 24h.

  • Für Bindings und Sidedots verwende ich ABS-Kleber oder "UHU glasklar" aus der bekannten gelb-schwarzen Tube.
  • Zum Einkleben von Perlmutt und Abalone verwende ich Sekundenkleber (Marke unwichtig, jeder geht). Werden Lackkratzer mit Sekundenkleber repariert, sollte es aber ein etwas zähflüssigerer Typ sein.
  • Das Auffüllen der Spalte an Einlagen mache ich mit 5 Minuten Epoxi Kleber. Problematisch kann es werden, wenn das Mischungsverhältnis von Härter zu Harz nicht stimmt. Aus diesem Grund ist das Abwiegen der Mischung sehr zu empfehlen. Wesentlich vereinfacht ist die richtige Mischung, wenn man Epoxi aus der Doppelspritze benutzt. In einem Behälter befindet sich das Harz, im anderen der Härter. Drück man hinten auf die Spritze, kommen aus beiden Behältern gleichmäßig viel Kleber, welcher im Mischungsverhätlnis stimmt und nur noch verrührt werden muss. Ich mische zur Färbung Holzstaub dazu und wärme die Klebestelle mit Infrarotlicht um die Viskosität herunterzusetzen (Luftblasen kommen dann besser und schneller).