Werkzeuge, Bestandteile und Vorrichtunge für den Gitarrenbau
Hier zeige ich die Reparatur eines abgelösten Stegs an einer Westerngitarre
Die am höchsten belastete Klebeverbindung ist die der Stegbefestigung. Je nach Mensurlänge, Saitenanzahl und Stärke können da gleich 65-85Kg bei einer 6-saitigen Gitarre zusammen kommen. Diese Verbindungen müssen optimalst erfolgen, d.h. anschmiegen zweier parallelen Klebeflächen, optimale Oberflächenbeschaffenheit (Rauhigkeit, Fettfreiheit), optimale Materialpaarungen, optimale Leime bei optimaler Anwendung.
Also - alles optimal?
Da dies natürlich nicht immer der Fall ist, lösen sich öfters mal Stege von akustischen Gitarren. Die Ursachen dafür sind öfters witterungsbedingt (Trockenheit! Feuchte! Hitze!) aber oft auch Materialversagen und nicht optimale Herstellung. Versagt die Leimverbindung schlagartig (gerade witterungsbedingt), macht es einen Knall und der Steg steht ab. Kollabiert das mit der Zeit, öffnet sich der Steg an der Rückseite, verformt sich und reißt dann ab. Löst sich eine Deckenleiste innen, wölbt sich erst die Decke und löst dann den Steg. Hinzukommen auch oft Schäden auf dem Verstärkungs Holzstück an der Innenseite der Decke. Es ergeben sich also aus den Schadensbildern eventuell mehr Reparaturaufwand, als man auf den ersten Blick vermuten möchte. Die folgende Beschreibung, repariert ein einfaches Nachleimen eines witterungsbedingten Schadens. Es haben sich keine inneren Leisten gelöst, die Decke hat sich etwas gewölbt und die Verleimung muß mit Hautleim durchgeführt werden.
Die ersten Schritte sind das Ablösen des ganzen Stegs. Manchmal muß man die alte Position anzeichnen, um beim Wiedereinsetzen dies wieder richtig zu tun. Auch ist dies die Gelegenheit, einmal die richtige Position überhaupt zu überprüfen, manche stimmen um einige Millimeter nicht. Diese stimmt, wenn der Mittelpunkt der Stegeinlage 3,8mm hinter der Mensurlänge liegt und die Kompensation etwa 6mm/150mm beträgt (tiefe Saite weiter entfernt, gültig für 25" bis 25,75").
Mit einem Bügeleisen erwärmt man den Steg vorsichtig und man arbeitet sich mit einem Japan-Spachtel von den Ecken langsam voran. Den Spachtel benetzt man mit Wasser löst so den Leim an. Da die Stege gewölbt sind und man mit dem Bügeleisen hin und her fahren muß, empfiehlt es sich, die Gitarrendecke zu schützen. Das kann man mit hitzebeständigen Materialien machen aber auch mit etwas mehr Vorsicht mit einem Karton. Beim Einbringen der Wärme ist es wichtig, dass dies moderat aber bestimmt passiert. Wenn man nach 10 Minuten immer noch keine Spachtel in die Leimfuge gebracht hat, ist das Bügeleisen wohl etwas zu kalt ;-). Beim Vorarbeiten der Spachtel achtet man bitte auch darauf, ob man noch der Leimfuge folgt oder bereits in Holzfasern steckt.
Ist der Steg ab, entfernt man am besten noch im warmen Zustand die Leimreste sowohl an der Decke als auch an der Stegunterseite. Es eignen sich dazu Schmirgelpapier auf einem kleinen Holzklötzchen, Sandviks Spezialfeilen und Stemmeisen. Kann man nach dem Abheben hochstehende Holzfasern erkennen, ist es am Besten, diese mit Leim zuerst zu fixieren. Die Leimstelle muß eben und ohne Fehlstellen sein. Es ist auch durchaus erlaubt, größere Abplatzer mit Holzstücken oder Furnier zu füllen.
Damit der Steg paralell zur Decke ist, muß dieser etwas angepaßt werden. Man befestigt dazu Schmirgelpapier auf der Decke, färbt die Stegunterseite mit Kreide und schmirgelt auf der späteren Klebestelle den Steg hin und her. Sind keine Kreidespuren mehr sichtbar, kontrolliert man die Flächen ohne Schmirgelpapier und hat meist ein optimales Ergebnis.
Nachdem nun die Leimflächen optimal vorbereitet sind, benötigt man drei Zwingen, die lang genug sind um durch das Schalloch den Steg zu erreichen und schmal genug sind, auf einmal im Schalloch platz zu finden. Auf der Unterseite benötigt man eine Beilage, die die X-Balken überbrückt. Man kann sich diese dadurch herstellen,dass man ein Stück Styropor and die Stelle drückt und diesen Abdruck abzeichnet auf ein Stück Holz. Da meist nur der Zwischenraum unter den X-Balken mit einem Verstärkungsbrett versehen ist, müssen die außenstehenden Ecken der Beilage mit gleichhohen (ca. 3mm) Holzstückchen aufgefüttert werden. Man kann vor dem Einsetzen der Beilage diese Ecken mit doppelseitigem Klebeband versehen und diese bereits vor dem Leimvorgang im Korpus befestigen (Trick!). Eine weitere Schwierigkeit ist das Verschieben des Stegs unter Zwingendruck auf dem glitschigen Leim. Um dies zu verhindern, gibt es kleine, kegelförmige Kunststoff Stöpsel, die, mit dem gleichen Konus der Saitenpins versehen, in zwei alte Saitenlöcher gesteckt, die Brücke während des Verleimens gegen Verschieben schützt.
Nachdem man einen Trockendurchlauf für das Klemmen gemacht hat, muß der Leim auf Temperatur gebracht werden. Leim aufbringen, Steg mit Pins fixieren, Zwingen ansetzen, Position überprüfen, überschüssigen Leim entfernen und das ganze über Nacht trocknen lassen. Vor dem Einsetzen der Knocheneinlage und Aufziehen der Saiten reinigt und poliert man noch den Gitarrenkorpus und ist dann - fertig!
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